Wir sind mit dem Bus von Bangkok nach in die Stadt Siem Reap gereist, von wo aus man zum berühmten Angkor Wat gelangt. Die Fahrt dauerte zwar 8h, war allerdings sehr angenehm. Der Bus war nicht voll besetzt und wir konnten uns ausbreiten. Weiterhin war das Busunternehmen bestens organisiert. Wir bekamen Frühstück, ein kleines Mittagessen, ja sogar das Visum wurde uns im Bus erstellt. Wir füllten einen Zettel aus und gaben diesen zusammen mit Pass, 40 USD pro Person und Passbild unserem Reisebegleiter. Vor der Grenze zu Kambodscha hielt der Bus kurz an und der Reisebegleiter gab alle Unterlagen in einem kleinen Büro ab. Wir fuhren weiter und nach ca. 30 Minuten tauchte ein Rollerfahrer neben unserem Bus auf und reichte dem Busfahrer die fertigen Pässe, welche das Visum enthielten. Das ging nun wirklich einfach.
Tuk Tuk Fahrer in Kambodscha
In Siem Reap angekommen trafen wir auf unseren Tuk Tuk Fahrer Ra, der uns auch in den nächsten Tagen begleiten sollte. Ra ist 22 Jahre alt und fährt bereits seit seinem 14. Lebensjahr Tuk Tuk. Seine Familie ist sehr arm und er konnte nie eine Schule besuchen. Lesen und Schreiben kann er kaum. Er hatte jedoch immer ein Lächeln auf den Lippen und wusste es, mit den Frauen zu flirten. Die Armut hier in Kambodscha kann man doch sehr spüren und sehen. Nach unserer Reise in Thailand eine ganz neue Erfahrung von uns. Wir buchten also eine 2 -Tages Tour nach Angkor mit Ra.
2 Tage in der Region Angkor und dem Angkor Wat
Angkor ist eine Region nahe der Stadt Siem Reap und war vom 9. bis zum 15. Jahrhundert Zentrum des mächtigen Khmer-Reiches (grösste Ethnie Kambodschas). Auf rund 200 km2 entstand ein Schachbrettmuster aus Tempeln, Holzbauten und Bambushütten, dazwischen wimmelte es von Märkten, Wagen, Kanus und Tieren. Es gibt Vermutungen, dass im Grossraum von Angkor am Höhepunkt des historischen Königreiches bis zu einer Million Menschen auf etwa 1000 km² gelebt haben könnten. Bis heute wurden bereits mehr als 1000 Tempel und Heiligtümer unterschiedlicher Grösse entdeckt. Im Gegensatz zu den Holzhäusern der Menschen wurden die Tempel als Wohnungen der Götter für die Ewigkeit und deshalb aus Stein – zum Grossteil Sandstein – gebaut. Die Mehrzahl der Tempelanlagen in Angkor war hinduistischen Göttern gewidmet, die meisten Shiva. Die Khmer-Könige waren davon überzeugt, dass sie ihre Macht der Göttlichkeit verdankten und dass sie selbst ein Teil davon waren. Ihre Ideen und Heldentaten finden sich in Tempel-Inschriften wieder. Der grösste und bekannteste Tempel ist dabei Angkor Wat (UNESCO-Weltkulturerbe in Kambodscha seit 1992).


Ra fuhr uns mit seinem Tuk Tuk an viele bekannte Tempel und nahm sich ausreichend Zeit. Da wir Geld sparen wollten, nahmen wir uns keinen Reiseleiter, sondern erkundeten die Temple rund um Angkor Wat mit unserem Angkor Reisebuch, dass es an der Strasse zu kaufen gab.


An den Strassen rund um den Tempeln gab es viele Geschäfte und viele Kinder, die uns kleine Souvenirs für 1 USD verkaufen wollten. Es ist schwierig jedem Kind ein Nein zu geben, wir schaffen es doch zu selten. Auch das Verhandeln beim Einkaufen ist noch ein Problem. Ich kaufte mir eine tolle weite Hose, welche passend für Land und Wetter hier ist. Zahlte 6 USD, um später herauszufinden, dass sie in vielen anderen Läden nur 3 USD kostet. Im Minuten-Takt wird man angesprochen: Kaffee? Tee? Hose? Shirt? Taxi? Tuk Tuk? Kaltes Getränk? Obst? Noch nie haben wir so oft “No Thank you” in unserem Leben gesagt.
Warum man in Kambodscha immer mit US-Dollar zahlt
Obwohl Kambodscha seine eigene Währung, den Riel besitzt, wird eigentlich fast alles in Dollar gezahlt. Nur bei kleineren Beträgen wird der Riel verwendet (4`000 Riel = 1 CHF). Wenn eine Dose Bier also 0.5 USD Dollar kostet, zahlt man dieses mit einer US-Dollarnote und bekommt das Wechselgeld in Rial zurück. Es funktioniert hier jedoch erstaunlich gut. Auch beim Abheben an den Bankautomaten erhält man US-Dollar. Den richtigen Grund dafür wissen wir leider nicht, anscheinend weil der Dollar eine hohe Inflationssicherheit bietet.


Am nächsten Tag waren wir erneut mit einem Tuk Tuk nach Angkor unterwegs. Wir sahen uns den Tempel Banteay Srei an. Dieser liegt viel weiter weg von den anderen Tempeln und ist einer der am schönsten erhaltenen.
Ein Landminenmuseum als Hilfsorganisation
Die Hauptattraktion war an diesem Tag jedoch das Kambodschanische Landminen Museum. Wir hatten Glück, denn genau bei unserer Ankunft gab es eine kleine Führung von dem Mitinhaber Bill. Das Museum wurde von Aki Ra gegründet. Er war ein ehemaliger Kindersoldat und musste tausende von Mienen in seinem Land platzieren. Nach dem Krieg kehrte er in sein Dorf zurück und begann alte Mienen von Hand auszugraben und diese mit Werkzeug zu deaktivieren. Er stellte die Minen in einem Museum aus und half mit dem erhaltenen Geld, Kindern, die durch den Krieg verstümmelt oder obdachlos und Waisen wurden. Er brachte die Kinder mit nach Hause und zog sie zusammen mit seiner Frau auf. Mit der Hilfe von Bill (Ex Soldat aus den USA), vielen weiteren Helfern und Spenden errichtete Aki Ra eine Hilfsorganisation. Derzeit leben dort mehr als 24 Kinder. Sie haben ein Zuhause, bekommen Essen und Kleider und gehen zur Schule. Die Organisation setzt sich weiterhin für die Entfernung der Landminen in Kambodscha ein. Man vermutet noch ca. 3 Millionen Minen innerhalb des Landes. Übrigens, das Durchschnittsalter hier in Kambodscha beträgt 22 Jahre. In Deutschland oder der Schweiz ist es das Doppelte.

Auch am Abend sind wir auf ein weiteres tolles Hilfsprogramm für Jugendliche Waisen gestossen. Das Restaurant Haven wurde von einem Schweizer Paar gegründet. Sie bilden dort Waisen im Service und der Küche aus und helfen Ihnen anschliessend einen Job zu finden. Das Restaurant finanziert sich ausschliesslich über die Gäste, die dort speisen. Und wir haben gerade so einen Platz bekommen.
Besuch einer Schule in Kambodscha
An unserem letzten Abend in Siem Reap wurden wir von unserem kambodschanischen Gasthausbesitzer des New Home Hostels zum Grillen mit seinen Freunden eingeladen. Wir hatten einen tollen Abend mit viel Essen. Auch frittierte Insekten waren mit dabei. Typisch für Kambodschaner, werden gefühlt alle 10 Sekunden angestossen, somit waren auch alle sehr schnell betrunken. An dem Abend lernten wir Teng Chansral kennen. Er ist Schulleiter der Spitler Primare School und er bestand darauf, dass wir noch am nächsten Tag vor unserer Abreise seine Schule ansehen kommen, was wir auch taten. Es war Sonntag und die Kinder leider nicht da, aber wir hatten die Möglichkeit uns alle Räumlichkeiten anzusehen. Die amerikanische Familie Spitler fördert diese Schule, damit arme Kinder trotzdem in die Schule gehen können. Wir wurden sogar eingeladen, als Freiwillige in der Schule mitzuhelfen, wenn wir wieder mal in Kambodscha sind. Freiwille Helfer sind in der Schule jederzeit willkommen.


Fazit
Das Land hat sehr viel Geschichte hinter sich, von den vielen Göttern des Hinduismus und den Tempeln in Angkor und Angkor Wat bis hin zu den weniger schönen Seiten der vielen Kriege. Wen es intensiver interessiert, ich habe während der Reise das Buch “Der weite Weg der Hoffnung“, welches auch verfilmt wurde, gelesen. Darin geht es um die wahre Geschichte von Loung Ung, welche versucht vor dem Regime der roten Khmer zu flüchten. Auch wenn es schwerfällt, so viel Armut zu sehen, sind wir von dem vielen Engagement in Kambodscha begeistert. Das Essen ist klasse (Beef Lok-Lak und Samlor Machoktis sind die Favoriten), die Menschen sind wahnsinnig nett und haben immer ein Lächeln auf den Lippen.
Welche Weltkulturerben hast du bereits besichtigt? Schreib es mir in die Kommentare!