Nach unserem Flug von Kuala Lumpur nach Medan trafen wir am Flughafen Harry, unseren Fahrer welcher uns nach Bukit Lawang direkt in den Dschungel zum Jungle Trekking bringen sollte. Medan ist die Hauptstadt der indonesischen Provinz Sumatra Utara (Nord-Sumatra). Etwas überrascht entnahmen wir von ihm, dass die Fahrt 4-5 Stunden dauern wird, obwohl die zu fahrende Strecke nur ca. 75 km ist. Alls wir dann aber losmachten und das erste Mal Bekanntschaft mit dem Verkehr in Indonesien machten, konnten wir die lange Fahrzeit gut nachvollziehen. Busse, Lastwagen, Autos und eine geschätzte Million Mopeds zwängten sich von einer vierspurigen in eine zweispurige Strasse und jeder wollte der Erste und Schnellste sein. Ich hätte wohl keine Nerven, um auf diesen Strassen zu fahren. Ganz im Gegenteil zu unserem Fahrer Harry. Er manövrierte uns souverän durch die Rushhour und später über Strassen mit so grossen Schlaglöchern, man hätte wohl problemlos ein Bad darin nehmen können. Die Hupe benötigte er in den fünf Stunden bemerkenswert viel.
Spät am Abend sind wir dann in unserem Domizil, dem Thomas Retreat angekommen und haben unser Zimmer bezogen. Leider haben wir uns etwas erkältet und konnten nicht sofort wie von uns geplant das Jungle Trekking starten.
Ein Dorf mitten im Dschungel
Die ersten beiden Tage verbrachten wir somit zunächst in dem kleinen Örtchen Bukit Lawang. Da in Sumatra zwischen November bis März Regenzeit herrscht, waren auch deutlich weniger Touristen in dem Dorf. Trotz täglichem Regen, fühlten wir uns jedoch sehr wohl und waren mehr als froh um die Ruhe in diesem einmaligen Ort mitten im Dschungel von Indonesien.


Unsere Unterkunft im Thomas Retreat war einzigartig. Wir hatten ein grossen geräumiges Zimmer mit einem eigenen Bad. Das Zimmer lag direkt an dem Fluss und wir konnten bei dem rauschenden Wasser beruhigt einschlafen.


3 Tage und 2 Nächt mitten im Dschungel
Am folgenden Tag starteten wir also unser 3-tägiges Jungle Trekking. Um 9 Uhr am Morgen ging es mit unserem Guide Firman los.
Von Bukit Lawang ging es zu Fuss 7h lang hinein in den Dschungel. Kein Strom, keinen Handyempfang. Einfach pure Natur. Da hier wie gesagt gerade Regenzeit und somit Nebensaison ist, hatten wir unsere ganz private Tour. Es regnete jedoch nur Nachts und so blieben wir während der Wanderung immer vom Regen verschont. Firman ist in Bukit Lawang aufgewachsen und kannte einfach jeden Weg, den wir gegangen sind und jedes Tier sowie jede Pflanze, die wir auf dem Weg trafen. Bei «Dschungel» hatte ich eine relativ ebene Strecke im Kopf und laut Internetseite hiess es, man sollte in einer guten Kondition sein, um den Trek bewältigen zu können. Es verlangte uns doch einiges mehr ab als eine gute Kondition. Es ging über sehr viele Hügel hoch und runter. Ein richtiger Weg fehlte natürlich komplett. Wir hangelten uns an Steinwänden hoch und runter und nutzen die unzähligen Lianen für einen guten Halt. Nach kurzer Zeit waren unsere Schuhe und Hosen rot vom lehmigen Boden. Firman machte mit uns Halt, um uns die Kautschuk Bäume zu zeigen oder die Nester von Termiten an den Bäumen, die nur zu gerne von Bären und Affen geplündert werden.


Innerhalb der 7 Stunden machten wir 2 Pausen. In der ersten Pause bekamen wir viel verschiedene Früchte Sumatras aufgetischt: Mangostin, Maracuja, Rambutan, Bananen und Mandarinen. Später am Mittag gab es gebratenen Reis, den wir am Morgen mitgenommen hatten.


Orang-Utans plötzlich ganz nah
Da der Dschungel momentan durch weniger Touristen ruhiger ist, konnten wir auch viele Tiere sehen. Es gelang uns direkt am Anfang 2 Orang-Utan Männchen zu sehen. Jedes Männchen hat dabei jedoch sein eigenes Territorium, in welchem mehrere Orang-Utan-Damen leben. Der Orang-Utan baut bis zu 3 Mal täglich ein neues Nest in dem er sich ausruht bevor er weiter zieht. Normalweise bewegen sich die Menschenaffen in den Bäumen voran.
Auf unserer Tour lief uns jedoch auch Mina mit Ihrem Baby über den Weg. Über Mina haben wir bereits vorher sehr viel in anderen Beiträgen lesen können. Mina wurde aus der Gefangenschaft befreit und hier im Orang-Utan Rehabilitationscenter in Bukit Lawang neu ausgewildert. Mina ist daher nicht sonderlich gut auf Menschen zu sprechen. Als wir auf Mina stiessen, war Firman bereits mit Futter bewaffnet, um sie von uns fernzuhalten. Sie war uns doch sehr nah. Wenn sie kein Futter bekommt, wird sie schnell wütend und hat auch schon mehrere Touristen gebissen. Das ist leider ein stetiger Kreislauf zwischen ihr und den Guides, da sie weiss wie sie schnell an Futter kommt. Neben den Orang-Utans sahen wir auch: Thomas Leave Affen (auch Punky-Monkey genannt), Longtale Makake, Gibbons, Nashornvögel (sehr selten zu sehen, wir sahen sogar 2) sowie einen Pfau.


Dschungelcamp für 2 Nächte
Um 16 Uhr erreichten wir dann unser Camp direkt am Fluss Bohorok. Wir sprangen sofort in den Fluss, der für die nächsten 2 Tage unser Badezimmer war. Im Fluss stiessen wir direkt auf einen Waran, der sich als ein stetiger Geselle die nächsten Tage entpuppte. Unser Camp bestand aus einem Schlafzelt mit einer Matratze und einem Moskitonetz, einer Dschungelküche mit unserem eigenen Koch sowie einer Dschungeltoilette. Wir verbrachten den Abend am Lagerfeuer und gingen zeitig zu Bett. Die Lautstärke des Flusses sowie der unzähligen Tiere im Wald machten das Schlafen jedoch schwierig.
Am nächsten Tag entdeckten wir einen riesigen Tausendfüssler ausserhalb unseres Moskitonetzes sitzen. Er hatte sich dort verfangen. Wir holten unseren Guide, der diesen entfernte. Zum Glück hatten wir das Netz, denn wie uns erklärt wurde, war das Tier giftig. Am zweiten Tag entschieden wir uns für ein kürzeres Jungle Trekking von 3h und verbrachten den restlichen Tag im Camp. Wir verabschiedeten unseren Guide Firman der von Don abgelöst wurde, welcher uns am nächsten Tag zurück nach Bukit Lawang bringen sollte.


Per Wasserrafting zurück in die Zivilisation
Am dritten und letzten Tag ging es nun mit Don und unserem Koch Ali per Wasserrafting zurück ins Dorf. Das war einfach ein tolles Erlebnis. Die beiden hatten alles wunderbar im Griff und hielten zwischendrin an einem kleinen Wasserfall im Dschungel mit uns an. Die erste Nacht zurück in unserem Guesthouse und in unserem tollen Bett wussten wir sehr zu schätzen. Der Ausflug im Dschungel war jedoch einfach einzigartig. So viel Natur, ohne Strom und fliessend Wasser, und wir haben uns so wohlgefühlt.


Fazit
Der Aufenthalt in Bukit Lawang sowie das Jungle Trekking gehören zu einer der schönsten Erlebnisse, die ich bisher gemacht habe. Die Nähe zu der Natur, der kompletten Abgeschiedenheit zu jeglicher Zivilisation und der Einfachheit des Lebens waren einfach einmalig. Gerade in den letzten Jahren wurde der Ort jedoch immer zugänglicher für Touristen. Auch wenn man den ein oder anderen Regentag erwischen wird, würde ich einen Ausflug zu Beginn der Regenzeit aufgrund von weniger Touristen empfehlen.
Welche Tiere konntest du bereits in freier Wildbahn beobachten? Schreib es mir in die Kommentare!